Machen wir uns nichts vor, der Mensch ist von Natur aus neugierg. Wenn ich also anderen von meinem Bloggerdasein erzähle, kommt eher früher als später die Frage: “Ja, und verdienst du mit deinem Blog Geld?”
Anfangs hat mich das überrascht. Mittlerweile habe ich verstanden, dass da draußen gerade Goldgräberstimmung herrscht, in vielen Medien der Influencer Hype betrieben wird (Der Konsumkaiser hat dazu einen netten Veriss etwa über die Zeitschrift Bunte und das Coachella-Festival mit deutschen “Influencern” geschrieben.) Das beruht in der Regel darauf, dass weniger Onlineaffine irgendwas irgendwie davon mitbekommen, dass sich im Internet vermutlich Geld verdienen lässt bzw. Modeblogger mit freien Produkten nur so überschwemmt werden—-(in meiner Wohnung ist vor lauter Gucci Taschen schon kein Platz mehr!!!)
Wer redet eigentlich gern über Geld und sein Einkommen mit anderen? Trefft ihr euch zum Wein abends und legt los: Hey sach mal, wann gibt es bei dir denn so die nächste Gehaltserhöhung??? Stößchen….” Geld verdienen im Internet ist jedoch ein aufregendes Thema, weiß der Spiegel.
GELD VERDIENEN MIT KOOPERATIONEN?
Die Lebensumstände jeder Bloggerin sind anders; ich kann nicht einschätzen, was 20-Jährige “Influencer” verdienen, von denen sich die meisten beim Geld erwarten, dass sie für Blogger-Reisen und Events bezahlt werden. Die Realität ist jedoch eine andere. Laut Styleranking verlassen sich viele Blogger scheinbar allein auf Werbekooperationen, wobei die “Hauptvergütung” immer noch aus Gutscheinen oder Produkten besteht (Gucci! Taschen!:)), seltener in direkter Vergütung. Styleranking zeigte auch auf, was Blogger in der Regel verdienen.
Welche
Sicht Unternehmen auf Blogger haben und welche Motive für eine
Einladung, habe ich in meinem Post “Bloggst du noch oder beeinflusst du schon?” beschrieben. Ich denke, dass diejenige, die für Blogger-Reisen bezahlt wird, nicht mehr frei ist in ihrem Tun,
sondern Auftragsarbeit oder PR-Arbeit verrichtet. Das ist
nicht schlimm, sollte als solches aber den Leserinnen offen dargelegt
werden. Das ist nur fair.
Jede
muss schließlich selbst für sich entscheiden, was ihr ihre Zeit und ihr Tun Wert
ist. Meine Oma sagte schon: “Was nichts kostet, ist nichts Wert.” Selbst
Ehrenamtliche erhalten eine Aufwandsentschädigung. Aber mein Post
richtet sich auch nicht an diejenigen, die glücklich und zufrieden hobbymäßig vor
sich hinbloggen. Denen wünsche ich aus ganzem Herzen weiterhin viel Spaß und viele Ideen! <3
VERDIENE ICH MIT MEINEM BLOG GELD?
Wenn es um die Frage geht, ob ich mit Bloggen Geld verdiene, schreibe ich aus der Perspekive einer Selbstständigen. Wer nebenberuflich bloggt, bewertet seine Lage möglicherweise komplett anders. Ich arbeite in der Kommunikation. Dazu gehört eine langjährige Tätigkeit als Online-Redakteurin in der Unternehmenskommunikation und als freie Journalistin (unter anderem Frankfurter Rundschau und FAZ-Magazin). Ich blogge seit 2007, damals noch auf So-nur-in-Frankfurt. Seit 2014 schreibe ich als Freie für Frankfurt-Tipp. Das ist auch ungefähr der Zeitraum, in dem ich mit dem Bloggen ernsthaft begonnen habe.
Wer sein Geld auch durch Schreiben verdient, hat üblicherweise einen “Bauchladen.” Was das heißt? Du textet hier etwas, schreibst dort eine PR-Broschüre und gibst dort ein Seminar. Auf die Frage, ob ich mit meinem Blog Geld verdiene, kann ich sagen: Ja.
➤Den Löwenanteil verdiene ich nicht mit Werbekooperationen oder Produktplatzierungen. Warum nicht? Weil in Deutschland die Signale in den Unternehmen noch nicht angekommen sind. Jede Werbekooperation will mühsam akquiriert und verhandelt werden. Dazu gehört auch das Erstellen eines Angebots, was Zeit kostet.
➤ Mit meinen Sponsored Posts oder Gewinnspielen hatte ich bisher totales Glück. Beispielsweise kam die Agentur von REPEAT Cashmere auf mich mit genauen Vorstellungen auf mich zu, genauso die Designerin von Just-One-Look Germany und die PR-Verantwortliche für “illy”. Die Gabor Taschen habe ich in einer Kooperation seit 2015 im Blog.
➤Anzeigen
akquiriere ich keine und schalte hier auch keine frei. Könnte ich machen, aber mit dem Look des Blogs bin ich sehr eigen.
➤ Affiliate Links sind “nice to have”. Meinen
Leserinnen diesen Service zu bieten, macht mir Spaß. Ich nehme ihnen
gern die Suche nach einem Teil ab, dass ihnen bei mir gefällt. Darüber freue ich mich auch auf anderen Blogs.
Was dabei rüberkommt reicht immerhin, um meinen kleinen Hund
sattzukrigen. Schade finde ich, dass selbst Affiliate links nicht vor
Neiddebatten verschont bleiben. Wen das nicht interessiert, der
ignoriert es. Wer Adblocker hat, bekommt es eh nicht zu sehen.
Wobei ja
selbst die deutschen Verlage sich neuerdings dafür einsetzen, dass Werbung
sichtbar wird. Weil ja auch Verlage Geld verdienen müssen.
Diese Aktion finde ich komplett richtig. Überhaupt muss mir jemand mal erklären, woher das Problem kommt, dass einige Leute damit haben, wenn Menschen mit ihrer Leistung ihre Brötchen verdienen wollen. Bezahlen die Kritiker ihre Miete mit Luft?
➤Auf Instagram verlinken viele ihre Styles auf liketoknowit.
Das funktioniert aber erst ab einer gewissen Followerzahl. Also auch
hier: wer Follower kauft, muss wie ein normaler Unternehmer erstmal
Kapital investieren.
FÜNF JOBS IN EINEM
“Schicke doch dein Produkt einfach einem Influencer auf
Instagram mit drei Millionen Followern und der soll das posten,” sprach
ein Assistent kürzlich bei einem Workshop der IHK Offenbach. Wieviel
Zeit es braucht, eine Followerschaft aufzubauen, einen Blog oder Account
zu pflegen, mißachtet er komplett. Sicherlich hat er an jenem Tag auch fünf Stunden kostenlos gearbeitet. Für den Taschenpost zu “Just One Look Germany”
habe ich einen Fotografen angeheuert, meinen Instagram-Husband. Dabei handelt es sich streng genommen um Personal, das bezahlt werden müsste. Zwei Personen investieren allein für das
Shooting wohlwollend etwa anderthalb Stunden. Nina Schwichtenberg sucht für ihren Blog Fashiioncarpet sogar gerade Mitarbeiter. (Guckt mal auf ihre Facebook-Seite.)
Die Aufgabe einer
Stylistin und eines Make-up Artists versehe ich ja selbst. Der Aufwand
ist in den anderthalb Stunden schon kühn einkalkuliert. Anschließend werten wir die Fotos aus,
jetzt kommt die Bildredaktion. Schließlich setze ich mich zum Schreiben ans Laptop. Das
sind zusammengezählt nach Adam Riese fünf Berufe, die ich in
Personalunion mit einem Zeitaufwand von locker drei bis vier Stunden und mehr für
einen einzigen Post investiere. Noch nicht eingerechnet dabei ist die
andauernde Pflege des Social Media Accounts.
Ich liebe diese Arbeit und das Leben, das damit einhergeht. Vor allem die Freiheit. Der Nine-to-Five Job hätte mich vor Langeweile fast dahingerafft. Mein Leben ist spannend und abwechslungsreich durch das Bloggen und meine Seminare. Es ist toll, interessante Menschen zu treffen. Das möchte ich nicht missen. Ich liebe die Herausforderungen. Das alles macht mir unglaublich viel Spaß.
Dass sich jetzt eine neue Nische durch die Social Media Seminare an der VHS Frankfurt eröffnet, hätte ich mir vor zwei Jahren noch nicht vorstellen können. Genauso erfolgreich verlief die erste Fashion-Tour, die ich zum Englisch lernen angeboten haben. Aus dem Modeblog habe ich für mich eine neue Einnahmequelle erschlossen und verdiene indirekt so Geld mit dem Blog.
REALISTISCHE VERDIENSTMÖGLICHKEITEN?
Unsummen verdienen die wenigsten Blogger. Und selbst Chiara Ferragni muss eine Modekolletion entwerfen, um richtig Geld zu verdienen. Das ist nicht anders als bei Jennifer Lopez. Für Events bezahlt werden “Stars” wie Masha Sedgwick, die bei einer Agentur unter Vertrag ist und von dieser vermarktet wird. Jessica Weiss von Journelles spricht auf Kongressen. Sie hat also auch Einnahmen, die sich aus ihrer Tätigkeit als Bloggerin ergeben. Was heißt das?
Um als Blogger für Events bezahlt zu werden, muss ich mich selbst zum”Star” bzw. als Marke aufbauen. Dann lande ich wie vielleicht wie Cathy Hummels zum Interview auf Styleranking und rede darüber, dass ich nur poste, was mir wirklich am Herzen liegt. Im Gegensatz zu allen anderen, die das zum Geldverdienen tun. Sie lässt sich damit zitieren, dass “Bloggen kein Beruf, sondern nur ein Lifestyle sei.” Frau Hummels hat ja seit ihren Soja Lattes nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass sie ins Rampenlicht möchte. Wenn ihr die Berühmtheit ihres Mannes nutzt: schön für sie. Ich finde es nur Schade, dass jemand, der so viele Vorteile hat wie sie, es offenbar nötig hat, andere, weniger priviligierte, aber hart arbeitende Blogger zu deklassieren.
Wieder andere Blogger wie Forever Amber oder Sofie Valkiers schreiben Bücher über das Bloggen oder einen Moderatgeber. Ganz andere haben ausgezeichnete Kontakte zur Modebranche, weil sie dort tätig waren und nutze diese, um sich mit einem Blog selbstständig zu machen.
Fazit: Natürlich lässst sich mit Bloggen Geld verdienen. Es ist aber keine Goldgrube. Wer als Normalsterblicher seine Existenz darauf begründet, macht nichts anderes als viele andere Selbstständige auch: Tag ein und Tag aus um seine Einnahmen ringen. Der Rubel rollt nicht von allein. In meiner Reihe Blogger-Interview habe ich mit verschiedenen Frauen unter anderem auch über das Dasein als Selbstständige gesprochen.
Als Selbstständige verdiene ich kein Geld, wenn ich krank bin und etwa ein Seminar absagen muss. Ich verdiene auch kein Geld, wenn ich in den Urlaub fahre oder Feiertage sind, an denen keine Seminare stattfinden. (So wie jetzt an Pfingsten.) Kein Verlag bezahlt meine Reisen zur Fashion Week in Berlin oder der GDS in Düsseldorf. “Olympus Pen” hatte mich in Berlin zwar eingeladen, die Kosten für Hotel, Zugfahrt, Essen und Auslagen kamen aber aus meiner Tasche.
Das wäre echt ein teueres Hobby, wenn ich nicht versuchen würde, diese
Unkosten irgendwie wieder reinzubekommen. Nach rund drei Jahren pausenlosen Bloggens, auch während der Urlaube, für die ich vorgepostet hatte, war ich jetzt erstmalig auf den Deichmann Shoe Step Award komplett eingeladen.
Was verdienen Blogger? Von meinen Einnahmen gehen Steuern, Kranken- und Rentenversicherungen ab. Dann ist die Hälfte weg. Wenn ich etwa 4.000 Euro auf der Hand zum Ausgeben haben wollte, müsste ich das Doppelte brutto verdienen! Wer im Internet Geld verdienen will, braucht wie im analogen Leben Durchhaltevermögen, starke Nerven und muss viel arbeiten. Wer sich für Fragen rund um das Thema “Bloggen” interessiert, für den pinne ich auf PINTEREST unter “BLOGGING” übrigens seit einiger Zeit, was mir an guten Tipps vor die Linse kommt.
Wobei die letzte Frage für mich ist: haben Frauen ein Problem, Geld zu verlangen? Ist Bloggen Lifestyle?
Meerblaue Grüße