In unserer beliebten Serie „Erfolgreich Bloggen in Deutschland – Bloggen ein Traumberuf“ blicken wir heute mal in die Zukunft.
Nicht einmal einer Kristalkugel aus dem Keller Bedarf es dafür. Sondern wir öffnen die Hübschen, mit Mascara getuschten Äugelein und blicken verträumt über den großen Teich: nach Amerika.
Denn während sich in Deutschland alle noch die Argumente um Bloggen und Werbung wie nasse Lappen um die Ohren hauen, ist das Lieblingsland Amerika mal wieder viel weiter. Genauer gesagt die Los Angeles Times. Die
hört nämlich das Gras wachsen beziehungsweise sieht, wohin sich die Bloggerszene entwickelt. Und bevor sich weiterhin hier alle an den
Haaren reißen, habe ich mal nachgelesen, wie sich die Spreu vom Weizen
trennen wird, künftig auch in Deutschland.
Dear English speaking readers: This topic was originally published by The Los Angeles Times. So here is the article about „Bloggers and digital influencers are reshaping the fashion and beauty landscape„. Please let me know your thoughts!
WAS PASSIERT IN DEN DIGITALEN MEDIEN?
Wenn Produkte auf snapchat, Insta-Stories geteilt werden und innerhalb von 24 Stunden 502 Masken eines Beautyprodukts verkauft sind, dann summiert sich das für eine Marke schon mal durchschnittlich auf Verkäufe im Wert von rund 123.000 Dollar pro Woche. So geschehen bei Arielle von „something navy“.
Das Unternehmen fragt sich dann natürlich, welcher Influencer im Netz kurbelt meinen Verkauf an? Welchen Einfluss, welche Reichweite bringt die Bloggerin mit? Die L.A. Times zitierte in diesem Zusammenhang das Beispiel der 29-Jährigen, die rund 1.000 Fans zu einem Fashion event in Manhattan bewegte, um ihre Zusammenarbeit mit einem Label zu feiern.
Welche Mode-und Beautyredaktion kann eine solche Menge an Menschen anziehen, fragt also die Times. Damit wir uns richtig verstehen, wir sprechen von einer Welt der „Digitalen Influencer“, die tweeten und snappen mit einer Reichweite von Hunderttausend Followern und mehr.
Quelle: DrKPI Pro Report; August 2016 |
Aber so wie es in Hollywood A-Schauspieler gibt, die Millionen verdienen, bedeutet es ja nicht für die weniger bekannten Schauspielern, dass sie keine Möglichkeiten zur erfolgreichen Zusammenarbeit mit Unternehmen haben: wenn sie es denn wollen. REPEAT CASHMERE hat bei mir neben anderen Firmen Advertorials wirkungsvoll platziert. Nur gewusst wie. Und dafür ist der Artikel der Times eine Goldgrube.
Denn Masse ist nicht für jedes Unternehmen Klasse, will es nicht nur nach dem Prinzip Gießkanne vorgehen. Welchen Wert Leserbindung hat, beschreibt der DrKPi Blog sehr fakten-und detailgenau. Mit anderen Ü30-Bloggern belegt „Oceanblue Style at Manderley“ regelmäßig die Top 10.
„OCEABLUE STYLE AT MANDERLEY“ BELEGT DEN 1. PLATZ IN DER KATEGORIE „STARBLOGGER“ UNTER DEN BESTEN DEUTSCHEN MODEBLOGS.
In diesem Monat hat mein Blog den ersten Platz in der Kategorie „Starblogger“ unter den 100 besten deutschen Modeblogs erreicht; vor Ohhcouture, Josie loves, Masha Sedgwick, Journelles , Fashion Hippie loves oder der lieben Vanessa von Pure Glam.
Daher erlaube ich mir hier jetzt einen kleinen Freudentanz, bevor es weiter geht im Thema!
Vorbei sei jedenfalls die Zeit, in der Frauen vor allem Schönheitstipps aus Zeitschriften bezogen haben. Ist das so, frage ich mich? Magazine würden an Einfluss verlieren bei Marken und Konsumentinnen. Kein Wunder, möchte ich mal bescheiden anmerken, wenn Blogger kostenlos anbieten, wofür Verlage Geld verlangen: nämlich Produktplatzierung. Aber so einfach ist das dann doch nicht.
Beispiele gefällig? Marken laden „Influencer“ zum Produktlaunch nach Los Angeles ein. Zusammen mit Redakteurinnen. Oder getrennt. So bleibt genug Zeit, um in den sozialen Netzwerken über die Blogger Aufmerksamkeit und Reichweite zu produzieren. Zum Verkaufsstart wie etwa für ein Parfüm von Marc Jacobs scharren die Kundinnen dann schon mit den Hufen.
Jahrelang waren Modezeitschriften das Alpha und Omega in der Produktplatzierung und für Anzeigen. Dann kamen die sozialen Medien, Blogger, Vlogger, und nun- le dernier cri: die „Influencer“, sowie die Möglichkeit, Schreiber für Advertorials zu bezahlen. Das seien nun die neuen Compagnions der Mode- und Beautyjournalisten, so die Times.
Auch in den USA sind Blogger als „möchte gern Journalisten“ abgetan worden. Die Frage hat sich erledigt: immer mehr Beautymarken wechseln zur Anzeigenplatzierung ins Internet. Blöderweise verdienen die Blogger sogar mehr als die festangestellten Journalisten. Die L.A.Times nennt als Beispiel die 22-Jährige Kristina von Kayture, die einen 7-stelligen Betrag von L’Oréal bekam.
Doch der wirkliche Clou: die Goldene Kuh „Glaubwürdigkeit“. Auch wenn wir als Ü40 Bloggerinnen andere Maßstäbe setzen. So haben Konsumenten offenbar keinen großen Anspruch an die Glaubwürdigkeit, die für Journalisten doch Lebenselixir ist.
In den Augen der Konsumenten sind die liebsten Blogger und Influencer genauso vertrauenswürdig wie ein Magazin. Vielleicht sogar mehr.
Beinahe jede für den Artikel befragte Person vertraue dem Blog, dem sie folge, schreibt Rachel Strugatz. Allerdings: nur solange sponsored posts als solche auch klar und deutlich gekennzeichnet seien. Sonst leidet die Glaubwürdigkeit.
DIE GLAUBWÜRDIGKEIT DER BLOGGER
Die persönliche Ansprache, Individualität und eine authentische Stimme führen dazu, dass Leserinnen sich mit der Bloggerin identifizieren und direkt angesprochen fühlen. Stichwort: Engagement. Unmöglich für Magazine. Selbst, wenn Brigitte und Co nun zu Insta-Stories eilen und Harper’s Bazaar auf Snapchat über Outfits der Angestellten plaudert.
„Wenn du eine Zielgruppe hast und beweisen kannst, dass du als Bloggerin Leserinnen zum Kauf bewegen kannst, dann wirst du dafür bezahlt,“ so zitiert die Zeitung den Vorstandsvorsitzenden von Estée Lauder.
WIR HABEN LEIDER KEIN BUDGET
Diese gern benutze taktische Floskel von Unternehmen bekommt vor diesem Hintergrund eine ganz andere Facette. Es dient mehr als Test für Blogger, ob sie liefern können. Etwas, was mir auch Masha Sedgwick mal schrieb.
Denn tatsächlich schichten Unternehmen ihre Budgets eher um: der Anteil, der in die digitale Strategie geht, ist größer denn je. So hat Lauder offenbar traditionelle Budgets gekürzt, um sich verstärkt auf digitale Medien zu fokussieren.
Und wie reagieren die Verlage? Sie ersetzen ihr Personal durch jüngere, in digitalen Medien erfahrenere Leute: Chefredakteure werden ausgetauscht und Freie mit Online Erfahrung akquiriert. Was ja nun für die Freien nicht schlecht sein muss. Was sagt das über das Verhältnis Magazine vs Influencer aus?
In den USA ist das gegenseitige Wegbeißen einer konstruktiven Zusammenarbeit gewichen. Die ehemalige Redakteurin des Nylonmagazins, die jetzt die Zeitschrift „Allure“ führt, setzt jedenfalls von Anfang an auf Kooperation, indem sie etwa große Namen aus der Onlinewelt ko-produzieren lässt. So wie Grazia für die etwas schwache Bloggeraktion „Traumberuf Blogger?“ nun „This is Jayne Wayne“ in der Jury hat.
MAGAZINE SETZEN TRENDS?
Aber die Zukunft hat schon begonnen und sieht eine friedliche Kooexistenz zum gegenseitigen Nutzen durch Arbeitsteilung vor: Magazine und Social Influencer ergänzen sich. Journalisten und Redakteure liefern das Fundamannt, die Substanz, die Fakten, während Blogger Meinungen schreiben und Produkte testen. Trends würden aber weiterhin Zeitschriften setzen.
Das mag ja sicher für Beautyprodukte gelten, in der Mode sehe ich das eher umgekehrt. Denn der Streetstyle, also der wirkliche Streetstyle, dort, wo Trends entstehen, dort, wo die Ideen herkommen, der entsteht jeden Tag in den vielen Ü40 Blogs, nicht bei Fashion Stars wie das Magazin „Madame“ verrät. Ich dagegen kann durch meine Möglichkeiten, meine Unabhängigkeit von irgend welchen Marken, kreativ neue Ideen und Styles entwickeln.
Und die kaufstarke Zielgruppe, die Ü40 Kundinnen, ist damit noch gar nicht erfasst.
Das Beste wie immer zum Schluss: eine Handvoll Marken wie Clinique würde sich weiterhin auf traditonelle Medien verlassen. Warum? Weil die Kundin im Durchschnitt Ü40 sei und daher eine traditionelle Einkäuferin, die noch in den Laden rennt.
Ich denke, wenn Unternehmen anfangen mehr mit Ü40 Bloggerinnen zusammen zu arbeiten, dann können sie online auch ihre vermeintlich offline fokussierten Ü40 Kundinnen an sich binden und exzellent erreichen.
Estée Lauder hat klassisches Marketing nicht ganz aufgegeben. Und jetzt kommt’s: trotz durchschnittlich älteren Kundinnen entschied sich das Unternehmen für eine Zusammenarbeit mit Kendall Jenner, der kleinen Schwester von Kim Khardashian.
Eine 19-Jährige als Testimonial? Eine Entscheidung, von traditionellen Kriterien bestimmt: 16 Millionen Follower (zum Zeitpunkt der Kooperation 2014) können nicht lügen. Und: „Das Geld folgt immer den Augen: Wenn die Augen Online blicken, wird das Geld hinterherkommen,“ sagt etwa die Chefin einer Agentur für Digitale Marken, Karen Robnovitz.
Nach der Verpflichtung von Emily Schuman, der Gründerin von „Cupcakes and Cashmere“, wollte Lauder mit der Verpflichtung einer 19-Jährigen mit massenhaft Followern seine Marke in den sozialen Medien stärken und sieht dort den Markt der Zukunft: und die heißt, persönlicher Kontakt zu der zunehmenden Zahl an Konsumenten durch Postings und ständigen Austausch im Internet.
Noch nicht überzeugt? Wie wäre es mit der Aussage von Lancôme? „Digitale Influencer“ sind die nächste Generation der Beauty Content Redakteure. Für uns sind sie genauso wichtig wie die Redakteurinnen. Was sie posten ist sehr wertvoll“, sagt die PR-Frau. Die PR-Abteilung sieht die Zusammenarbeit mit Bloggern also aus der Marketing und PR-Perspektive
WIE NEHMEN UNTERNEHMEN EINFLUSS AUF BLOGGER?
Die PR- Abteilung sendet Produkte und Materialen vor dem Erscheinen eines neues Produkts aus. Pressereisen sind nicht mehr nur für die Presse reserviert. Der Zweck: die Medien für die Marke zu interessieren. In der Hoffnung, dass die Redakteurin das Produkt im Blatt erwähnt oder die Bloggerin darüber postet. Wobei die Erfolgschancen im Magazin mit jeder Anzeige steigen; im Blog mit jeder nachfolgenden Bezahlung.
Bezahlung für PR-Reisen? Nein. Die Blogger haben nur keine Reisekosten, weil sie wie Journalisten eingeladen werden. Das Ziel von Lancôme etwa war, dass Blogger ihre Reise über die eigenen sozialen Kanäle dokumentieren und ihre Follower dadurch beeinflussen und mit der Marke vertraut machen.
Aber einen Unterschied gibt es doch in der Art wie Lancôme Blogger und Redakteure behandelt: Die Blogger wurden nicht für die PR-Reise bezahlt, aber später bekam eine Bloggerin für das Hosten eines Events bei Sephora in New York rund 10.000 Dollar von Marketing Seite. Interessant: diese Art der Kompensation verbuchen Marken für sich dann wie die Platzierung einer Anzeige in einem Magazin.
Eine Anzeige funktioniert. Aber wenn eine Konsumentin etwas von einer Freundin (Bloggerin) hört, ist der Einfluss organischer, natürlicher, daher umso wertvoller und einflussreicher. Und während Journalistinnen nicht direkt von Marken bezahlt werden, wenn sie über Produkte schreiben, so wissen etwa eingeladene Bloggerinnen, dass Aufträge folgen können, abhängig davon, was und wie sie über eine Einladungsreise posten.
Das ist der Einfluss, die Manipulation von Unternehmen: Aber Kundinnen scheint das nicht zu jucken. Denn die Social Media Accounts mit ihrem intensiven Engagement und Views stellen alles in den Schatten, was Unternehmen selbst online veranstalten.
MARKEN BRAUCHEN INFLUENCER
Um nochmal Karen Robinovitz zu zitieren, die unter anderen Aimee Song vertritt: in den USA wird das Budget für digitale Medien im nächsten Jahr höher sein als für Fernsehwerbung. Was sensationell ist, wenn man den Einfluss des Fernsehens in Amerika kennt.
Aber Influencer beschränken sich nicht mehr nur aufs Bloggen: es sind einzelne Personen wie du und ich, die ihr Leben über You Tube, Instagram und immer mehr auch auf Snapchat (oceanbluestyle@MANDERLEY_blog) mit ihren Followern teilen. Und viele von ihnen haben mittlerweile die Haltung, gar keine Journalisten mehr sein zu wollen.
WIE KLAPPT DIE ZUSAMMENARBEIT MIT UNTERNEHMEN FÜR BLOGGER?
Die Zusammenarbeit zwischen Bloggern und Unternehmen wird professioneller, stellt höhere Ansprüche an die sogenannten „Influencer“. Da müssen Angebote erstellt, Kostenvoranschläge geschrieben, gepitcht werden und und und. Wer da Rat sucht, der findet Informationen bei Fashion-blogger-werden. Als Ergänzung zum hiesigen Thema „Follower“ findet ihr auch Lesenswertes bei Anna von „Weib and the City“.
Nach diesem Blick in die Kristallkugel denke ich: Blogger werden Blogger bleiben und ihren Blog betexten. Alle anderen verziehen sich als „digitale Influencer“ zu
Instagram und posten dort eifrig ihre Werbung.
Was meint ihr? Wie entwickelt sich das Bloggen?