ü40 abschiedsritual: weiß ich, was ich die letzten zehn jahre getan habe?
Abschiedsrituale. Einer südamerikanische Kollegin erzählte ich kürzlich von der bevorstehenden 50. Und sie fragte, ob ich denn schon ein Abschiedsritual mir überlegt hätte. Was für eine zauberhafte Idee, dachte ich. Ich liebe dieses 40er-Dasein nämlich sehr.
Doch was ist ein Ritual? Laut Wiki ist das ja ein nach vorgegebenen Regeln ablaufende und wiederkehrende Handlung. Damit kann ich nun nicht dienen.
Also vielleicht nenne ich es einfach: Bilder der letzten zehn Jahre durchblättern und erstaunt gucken, was ich alles erlebt habe!? Denkt ihr, das passt? 🙂 Gut, dass heutzutage soviel digital ist.
AUFBRUCH IN EIN NEUES LEBEN: MIT VIERZIG
Meinen 40 Geburtstag habe ich gleich in New York im Central Park gefeiert. Mit meinem Mann und einem Frühstück an einem Sonntagmorgen. Für eine Stunde. Den Rest des Tages habe ich allein verbracht, am Strand von Coney Island. In einer Stadt wie New York ist auch sonntags immer viel zu erleben.
Vierzig werden soll ja furcthbar aufregend sein, habe ich irgendwo gelesen. War es auch. So aufregend wie jeder andere Geburtstag auch. Ich habe nämlich gern Geburtstag. Ich liebe den September und hätte mir kein schöneres Datum wünschen können!
Auch seit meiner Rückkehr aus den USA bin ich immer noch regelmäßg dort; privat und beruflich. Ende 2005 hatte ich als
Englischtrainerin begonnen. Auch mein Mann war damals beruflich sehr
viel in der Welt unterwegs.
–> ein Eheleben ohne Wochenenden; viele Geburtstage in New York und Paris
Wir fuhren einen Tag vor meinem 40xten Geburtstag los und feierten zuerst bei schönstem Wetter am Palais Royale. Später vor dem Louvre (unten). Sehr lustig: noch jemand hatte wohl an dem Tag Geburtstag und so sangen die Freunde ihm lauthals ein französisches Ständchen. Ich habe mich aber auch ein bißchen gefreut!
WIE ICH EINMAL FAST DAS GLÜCK VERPASSTE
In Roland Garros im Tennisstadion in Paris kam ich zwar auf die Anlage, aber natürlich war das Spiel Federer gegen Djokovic komplett ausverkauft. Aber ich kauerte glücklich in der Anlage vor dem großen Bildschirm mit vielen anderen aufgeregten Fans. Mein Mann ging derweil fleißig seinem beruflichen Treiben nach.
Sponsoren erhalten ja immer Eintrittskarten. Offenbar hatte aber einer der Herren keine Lust auf Tennis, weil er sich gerade mit seiner Frau gestritten hatte, oder was weiß ich. Jedenfalls sah er mich und schob mir seine Karte für den Center Court hin. Ich wage jetzt nicht weiterzuerzählen, was ich getan habe.
Fassungslos glotzte ich auf das Eintrittskärtchen, griff danach und reichte sie wie in einer Feuerwehrkette an den bärtigen Nebenmann weiter. (Tritt aus den Kulissen und wendet sich direkt ans Publikum: Fragt ihr euch auch manchmal, wer ihr seid???)
Offenbar hatte das Schicksal an dem Tag aber beschlossen, dass es soviel Dummheit nicht bestrafen wollte. Denn jetzt kommt der Knüller: der Typ reichte mir das Ticket zurück!!! (Vielleicht brauchte er noch gutes Karma!)
Also fasst hätten sie mich ins Stadion tragen müssen. Ja, und da hockte ich dann. Hatte einen besseren Platz als mein Mann, mittig, nah am Platz, und erlebte wie mein Lieblingsspieler gewann. Beim Satzball bin ich vor Aufregung fast in Ohnmacht gefallen.
NIE WAR ICH ANNA NÄHER:)
Wer entdeckt Anna Wintour in der Box von Roger Federer?
GANZ SCHÖN PEINLICH
Wann immer es ging, habe ich meinen Mann begleitet.
Beneidenswert mögen manche denken; ja für den Preis, den Rest des Tages
allein verbringen zu müssen. Für eine soziale Person für mich, die sehr
gern unter Menschen ist, aber halt zweischneidig.
Aber natürlich bin ich
so gern gereist und unglaublich dankbar für die Gelegenheiten und
unvergesslichen Erlebnisse.
So entdeckte ich den Laden der ehemaligen Stylistin von Sarah Jessica Parker während ihrer Sex and the City Zeiten, Patricia Fields. Sie gilt ja als Frau, die “Carrie Bradshaws miterfand“.
Übrigens: eine totale Nervensäge, wenn ihr mich fragt. (*ACHTUNG: Herzlicher Warnhinweis- mein Blog, meine subjektive Perspektive und Meinung! <3) Psst: Adresse verrate ich euch in meinen NYC -Shopping Post.
An der Lower East Side in Manhattan stolperte ich mal in den Wellness-Tempel ihrer Beauty-Assistentin. Ohne zu kapieren, wo ich war, fragte ich mal nach dem Angebot und wunderte mich, warum also bei Christine Chin, die auch Hilary Swank oder Ellen Pompeo und Penelope Cruz zu ihren Kundinnen zählt, alle so herablassend taten. Mit meinem Flyer draußen habe ich dann kapiert…*lach*
EIN KOMPLETTER NEUANFANG Ü40
Auch eine junge Lehrerin in der Erwachsenbildung will mal Ernst genommen werden und muss sich im Kurs durchsetzen, will sie nicht durchdrehen und alles hinschmeißen.
Wieviele Stunden und Jahre ich anfangs im Selbststudium zum Leiten von Gruppen, vom Umgang mit schwierigen Menschen, in die Auseinandersetzung mit meinem eigenen Tun gesteckt habe, kann ich gar nicht beziffern.
Es ist wie so immer: das Wesentliche im Leben, Erfahrung braucht Zeit und Kraft. Anfangs hätte ich ganz sicher keine Fotos mit meinen Teilnehmerinnen gemacht, eigene Kurs konzipiert und Pannen locker wegimprovisiert.
—> Komplett beruflich neu orientiert über 40. Der Leidenschaft folgen schafft Leiden. Und ist auch ein bißchen Mythos von der Qualität Kalenderspruch.
LEBENSTHEMA HAARE
Und ja – ich habe ein Lebensthema wie man so schön sagt: meine Haare. Ich veranstalte mit ihnen manchmal ulkige Dinge und lasse mich sogar damit fotografieren. So ist das, wenn Menschen dich lieben wie du bist. Sie lassen dich dann mit komischen Löckchen herumlaufen!
—> Die Haut war zwar praller, aber die Haare nicht immer schöner 😉
Arbeiten in Amsterdam: oder zur richtigen Zeit am richtigen Ort zugreifen. Meine armen Kollegen in der Schule. Sind fast umgefallen wegen des Glücksgriffs, den ich getan hatte. Im Lehrerzimmer hatte die Sekretärin gerade das Jobgesuch für eine Deutschlehrerin an die Wand gepinnt; da hatte ich es auch schon in den Händen.
Und die Schule in Amsterdam kontaktiert; Hotel und Bahnticket in der Tasche. Für eine Woche arbeiten in Amsterdam. Im Mai. Ab 17 Uhr Feierabend, mit Tipps von den holländischen Kollegen ausgestattet. Seelige Stunden in der Abendsonne. Was für ein Glück. Was für ein Geschenk.
—> Das größe Glück: neue Länder, neues erleben. Arbeiten im Ausland.
2007: EIN ABSCHIED UND EIN BLOG
Warum bloggst du, werde ich oft gefragt. Was für eine Reise schon hinter mir liegt mit dem ersten Blog, den ich vor neun Jahren gründete. Fast auf den Tag genau am 16. August 2007. Aus Traurigkeit. Um meine Gefühle zu verarbeiten.
Über den Abschied von einem Menschen. Um meine Reiseerlebnisse aus New York und San Francisco zu verarbeiten. Als kreativer Mensch muss ich beschreiben, was ich um mich herum beobachte. Und New York ist so bereichernd in seiner Energie, dass der Text sich fast allein formuliert.
–>kreative Wege finden, um mit Krisen umzugehen: den ersten Blog gegründet.
TRAURIGKEIT SCHAFFT IDEEN
Ich weiß ja nicht, wie das bei euch funktioniert. Aber, wenn ich traurig bin oder etwas Negatives erlebt habe, setzt das ungeheure Kräfte in mir frei. Nicht, dass ich das jetzt herbeijubeln will. Um Gottes Willen. Schöne Ideen dürfen auch gern im Schlaf zu mir kommen. Aber so habe ich Fotografieren wieder angefangen zu fotografieren.
Mich dem Theater und Schauspielen stärker zugewandt und meine Interesse mehr gepflegt. Und euch schon von meiner Lieblingsrolle im Video erzählt.
ZEIT FÜR MICH?
Ja das ist bis heute die große Herausforderung geblieben. Viel Kraft haben die vielen Neuanfänge Ü40 schon gekostet. Da blieb oft zu wenig Zeit für mich. Zum Regenerieren.
Ich war regelmäßig im Jahr krank. Im Sommer, Im Februar und im November. Die übliche Erkältung. Durch unseren Umzug nach Frankfurt fiel auch mein geliebter Yogakurs flach.
Zeit für mich ist ja angeblich ist das ja ein großes Thema für eine Altersgruppe, die sich nun “Best Ager” schimpft. Danke, ich brauche kein Werbelabel. Ich habe ein Leben. Wenn dann ist es #meermodemut oder #OceanblueStyle #Über40.
KRAFT TANKEN LERNEN
Wie erhole ich mich am besten. Und wo? Meine Bedürfnisse habe ich erst mit den Jahren besser verstanden. Je mehr ich im Alltag mit Leuten zu tun habe, desto mehr Ruhe brauche ich als Ausgleich im Urlaub. Der Cluburlaub ist da nicht mehr der Burner.
Adios Cluburlaub. Willkommen Nordsee. Rituale auch für den Urlaub. Die Erholung ist für mich am Größten, wenn ich mich wohlfühle. Diese Orte habe ich jetzt gefunden: ob in Nordfriesland oder in Zeeland wie ihr ja wisst, wenn ihr regelmäßig mitlest!
NEUE MENSCHEN, NEUE HORIZONTE, NEUE FREUNDSCHAFTEN
Keine Begegnung hat mich in den letzten zehn Jahren so glücklich gemacht wie die mit meiner japanischen Freundin Satoko. Freundliche Menschen kenne ich viele. Aber einen so positiven Menschen zum Freund zu haben, verstehe ich als größtes Glück. So war es für mich sehr schwer, als sie zurück nach Yokohama musste. Das Foto entstand am Tag der Abreise auf dem Frankfurter Flughafen.
Leider lebt sie
mittlerweile wieder in Yokohama. 2010 hatte ich sie besucht. Vor ein
paar Jahren war sie sogar in Frankfurt; dazwischen behelfen wir uns mit
Skype. Und verstehen uns prächtig, obwohl ich nur drei Wörter Japanisch
spreche. Wir verstehen uns halt!
Neue Menschen habe ich auch viele durchs Bloggen getroffen. Unter anderem Patti von Not Dead Yet Style in Soho.
EIN LEBENSMOTTO? HAB ICH NICHT
Die Welt entdecken, ein emotional unabhängiges Leben führen. Sich für das eigene Leben verantwortlich fühlen; verstehen, was außerhalb der eigenen Kontrolle liegt. Etwa die Reaktion anderer auf mich. Kontrolle habe ich nur über mich und meinen Umgang mit der Reaktion! Heureka!
Lernen loszulassen. Was passieren soll, wird passieren. Und bis dahin, alles dafür tun, dass es passiert. Und sich vom Leben überraschen lassen.
—> Ende 40 und mit mir und der Welt viel mehr im Reinen.
Wie schon gesagt: prallere Haut, aber keine pralle Seele. Ich kannte meine Bedürfnisse, mich, meinen Körper weniger gut.
ANFANG 40: WENIGER GUT DEFINIERT AN KÖRPER UND SEELE. ENDE 40: MEHR MUSKELN, MEHR KLARHEIT
Ich war schon immer ich. Um mal bei der Körpermetapher zu bleiben: nur weniger gut definiert. Doch, dass Frauen mit 40 automatisch zulegen? Das ist der größte Quatsch, den ich je gelesen habe. Übrigens, bin ich wegen der Tatsache, dass ich 40 wurde auch nicht hysterisch geworden: weil ich mit meinem Leben viel zu viel zu tun hatte.
Jetzt mit 49 habe ich mehr Muskeln, mehr Klarheit. Im Yoga würden wir sagen: eine höhere Bewusstseinebene. *lach* Aber bevor einige von euch noch einen spirituellen Schreck bekommen, klicke ich mal im virtuellen Beamer auf das nächste Bild aus Paris!
Ihr könnt natürlich jetzt fragen: gibt es keine grimmigen oder traurigen Fotos von dir? Wenig. Und ehrlich: Wenn ihr heulend im Bett liegt, macht ihr dann noch schnell ein Selfie? 🙂
Ich war sehr gerne 40. Unglaublich gern. Aber es war auch eine anstrengende Aufbruchzeit bedingt durch den neuen Beruf; bedingt durch persönliche Krisen. Jetzt ist der Post fast hier fertig und die Bilderreihe am Ende. Mit der Überraschung, die ich schon auf Insta ankündigte vorvorgestern.
AUF INS NEUE LEBENSJAHRZEHNT
—> Wohin führt der Weg? No place and no country more beautiful. Und es ist sicher ein leichtes für euch zu erraten, wo ich meinen 50. Geburtstag verbringen werde.
Nicht einen Moment gezweifelt habe ich an der Antwort auf die Frage, wo ich meine Augen als 50-Jährige erstmalig an einem Samstagmorgen im September aufschlagen möchte; Strand, Burritos, Point Loma, vielleicht was ganz Neues wagen im Mission Bay Sports Center wie eine nächtliche Paddeltour buchen. Wer weiß, was die 50 mir bringt? 🙂
Solche Wünsche hatte ich schon immer: wie einmal Sylvester in San Francisco feiern. Ich gebe meinem Leben gern wo ich kann, seinen eigenen Sinn.
2016 ist ein Jahr der Jubiläen für mich: 20.Hochzeitstag, vor 25 Jahren habee ich meinen Mann kennengelernt. Vor 25 Jahren bin ich aus San Diego zurück nach Deutschland gekommen. Zweimal 50. Geburtstag. Das gibt es alles nur einmal.
Zuhause werde ich dann noch eine nette Runde einladen zu Champus und Cupcakes oder so.
Jetzt habe ich nur eine Frage an euch, die bis zum Ende durchgehalten tapfer haben: Findet ihr Rituale wichtig? Kommentare und Fragen gern hier oder über Instagram.