Ein bißchen hämisch, ein bißchen fies und viel Geheule – endlich geht es wieder los. Manche von Euch werden möglicherweise seufzen: das kann doch wirklich nicht wahr sein. Ich dagegen frohlocke. Endlich hat mein Donnerstagabend wieder einen Sinn, werden Kelly und ich gemeinsam mit den Meeedchen bei Heidi Klum leiden oder uns über die zickigen Gören aufregen, obwohl ich sonst kaum noch Fern sehe. Juhu.
Ich mag die Heidi seit der ersten Stunde. Ich mag auch die Sendung schon immer. Ist jetzt nicht so, dass sie mir erst ans Herz gewachsen ist, seitdem der “Wolle” Wolfgang Joop, Deutschlands einziger Startdesigner mit einem grandiosen Talent zur subtilen Selbstvermarktung der Heidi quasi mit seiner Präsenz den Ritterschlag verliehen hat.
Nein, ich liebe die Sendung wegen ihres hohen Unterhaltungswertes. Mir braucht auch keiner moralisch kommen. Ich habe keine Kinder, keine Töchter. Dass Heidi Klum das südkalifornische Fitness-Model-Dünnsein-Leben gepaart mit New Yorker Härte bis in den kleinsten Finger verkörpert und verkauft ist ja keine Neuigkeit.
Und welche Eltern wünschen sich nicht, dass ihr begabtes Kind Ärztin oder gar Feuerwehrfrau wird? Doch manche wollen halt ein dünnes TV-Sternchen werden. Siehe Bibi und ihr Beautypalace.
Aber ich finde eh, dass Modebloggerinnen Ü40 oder Ü50 sowieso die bessere Zielgruppe von GNTM sind, wenn sie bei den Shootings genau hinhören und -gucken!
Sieben Gründe, um GNTM und die Heidi am Donnerstagabend und auch sonst zu lieben
❶
Heidi Klum ist eine begnadete Netzwerkerin. In ihre Sendungen holt sie regelmäßig andere erfolgreiche Kolleginnen wie Naomi Campbell. Und in ihrem Buch “Natürlich erfolgreich” kommen nützliche Namen aus der Mode- und Schönheitsindustrie. Das bewundere ich und lerne gern dazu, weil ich es weniger gut kann.
❷
Dramaboy Wolfgang lädt in seinen Knopfkeller in Potsdam und Micha Michalsky ist mal wieder ein bißchen beleidigt.
❸
Dreamteam mit Michalsky und Thomas Hayo. Es hat ja eine Weile gedauert, bis sich das Team gefunden hat. Aber das aktuelle scheint eine gute Chemie zu haben. Die Idee des gegeneinander Antretens erhöht den Reiz.
❹
Wann reist die Truppe endlich nach in die USA? Deswegen hocke ich eigentlich nur jeden Donnerstag vor der Glotze. Um mich ein wenig nach New York zu träumen. Ist schon viiiieeel zu lange her, seitdem ich das letzte Mal da war. (Meine Tipps zu: New York Low Budget)
❺
Wann geht es ab in die Modelvilla nach L.A.? Das Licht! Der Himmel! Während der letzten Staffel habe ich mal gegoogelt auf welcher Ranch das Shooting stattfand. Das war sehr spannend, weil es eine Location war, die für solche Aufnahmen gemietet werden kann.
❻
Ich würde ja suuper gern mal ein Making-of- von GNTM miterleben. Nicht, was die Küken erleben. Nein, die Auswahl der Locations, die Produktion als solche, das fände ich spannend. Vor allem aber träume ich mich nach Südkalifornien.
Wenn ich den blauen Himmel auf der Matscheibe sehe, weiß ich, der Freeway nach San Diego ist ganz nah. Auf der 405 Richtung Süden, zwei Stunden – liegt das Ziel meiner Sehnsüchte. Mehr über “California Dreamin’ lest ihr hier.
❼
Ich bewundere Heidi Klum für ihre Fähigkeit, ihre Bereitschaft und ihren Willen zum Exhibitionismus. Megascharfe und unbekleidete Fotos von sich auf Instagram zu posten, das muss frau erstmal bringen.
Heidi Klum, Dünnsein, Dicksein, und die Sache mit dem Körper überhaupt.
Wer sich bei GNTM bewirbt, ist viel besser vorbereitet, oft fitter und dünner – ja, dünner, nicht schlanker, als zu Beginn der Sendung. Die Mädels haben dazu gelernt. Wie auch nicht?
Die Erwachsenen entscheiden sich dafür, das Universitätsstudium zu einem stromlinienförmigen Durchlauferhitzer umzubauen und wundern sich dann, wenn nur stromlinienförmige, unreflektierte junge Menschen herausploppen. Jetzt mal stark vereinfacht gesprochen.
Heidi Klum war auch nicht immer dünn. Nein, in ihrem Buch Natürlich erfolgreich” beschreibt sie genau das Phänomen, eher sportlich und schlank, aber nicht hungerkaken-dünn am Anfang ihrer Karriere gewesen zu sein.
“Ich war zu kurvenreich, nicht eckig genug.” Klar erzählt die Gntm-Mama in ihrem Buch, Mädchen sollten sich nicht von Bildern in Magazinen ein schlechte Gefühl machen lassen. An sich glauben, laluli….
Dummerweise gibt es genug Studien, die erwiesen haben, dass Bilder sich in unserem Kopf einnisten, ob wir wollen oder nicht und der Schlankheitswahn hat einen *peng* im Griff wie die Süddeutsche mal schrieb.
Ständig unzufrieden, immer auf Diät?
Ich denke, wenn wir alle zufrieden wären, würde unser ganzes Gesellschaftssystem zusammen brechen. Alles lebt von unserer Unzufriedenheit. Oder anders gesagt: von meiner Idee, dass ich doch noch in die Hose passen werde, wenn ich erst die dummen fünf Kilo von Weihnachten abgenommen habe.
Diesen Gedanken bekomme ich nicht aus dem Kopf, ich habe aber gelernt damit umzugehen. So lässt er sich meistens leichter verscheuchen. Dafür gelingt es mir öfter, meinen Körper so zu nehmen wie er ist. Ich habe ja nur diesen einen.
Und an richtig guten Tagen kann ich ihn sogar schön finden. Ich mag meine Schultern gern und bin sehr zufrieden mit den Proportionen, die die Natur mir geschenkt hat. Füße und Oberweite sind gelungen.
Auf jeden Fall verwandelt die Body Positivity Bewegung jetzt auch nicht alles in Gold, was schön glänzen soll wie ein Artikel in der Welt gut beschreibt.
Das gängige Schönheitsideal
In den 20er Jahren waren Frauen mit kurzen Beinen und dünnen Lippen das gängige Schönheitsideal. Auch, wenn ich weiß, dass das gängige Schönheitsideal nur eine Norm ist, finde ich es unglaublich anstrengend immer dagegen anzuarbeiten, weil mein Körper 50 Jahre alt ist.
Genauso anstrengend, finde ich auch, mich nun zwanghaft ständig schön finden zu müssen. Akzeptanz wäre nicht schlecht. Aber manchmal mache ich Fehler, verhalte mich doof, das finde weder ich noch der andere dann schön. Wieso soll ich meinen Körper dann jeden Tag, jede Minute toll finden? Stichwort: Pupsen? 🙂
Die Sache mit dem Dünnsein, Dicksein #BodyPositivty
Was ich sehr erleichternd finde, sind mutige Frauen, Bloggerinnen wie etwa die Yogalehrerin Suzy, die sich mit ihren Röllchen fotografieren ließ. Die Autorin hatte ich bei Nancy entdeckt.
Etwas merkwürdig finde ich, dass jetzt alle so tun als müssten nur “curvy models” zu GNTM und dann sei das Paradies erreicht. Genauso wenig wie alle Frauen oder Mädchen mager sind, sind alle Frauen und Mädchen kurvig. Ich trage Größe 36 oder 38, je nach Hersteller und paradiesisch fände ich, wenn Frauen in ihrer Unterschiedlichkeit gezeigt würden.
Mal ehrlich: was nützt mir ein schöner Körper, wenn ich verschrumpele? Das nervt mich an Body Positivity. Ich denke, worum es mir persönlich wirklich geht, sind Selbstachtung, Selbstwertgefühl und Wertschätzung.
Bis dahin ist sicher noch ein Weg länger als zum Mars. Also schalte ich Donnerstagabend zur Heidi, lasse mich unterhalten und denke daran, wie ich das letzte Mal vor zwei Jahren den Freeway 405 Richtung Süden gecruised bin. Und dann ist Freitag.
Habt ihr die Sendung schon mal geguckt? Wie findet ihr Heidi Klum? Was haltet ihr von Body Positivity? Meerblaue, gespannte Grüße