Irgend wann erwischt er jede. Der Blogtrieb. Der Wunsch zu bloggen. Dann tippt jede ihre Texte, fotografiert ihre Bildchen. Und ist schon froh, wenn der vorproduzierte Post aus Versehen nicht zu früh erscheint und das Hochladen problemlos klappt.
Irgend wann tauchen dann die Anfragen auf: zum Testen von Produkt x und zum Tragen von Kleidchen Y. Das ist alles sehr schmeichelhaft. So schmeichelhaft, dass viele großzügig geschmeichelt umsonst arbeiten. So weit. So entscheidet jede Bloggerin für sich. Ihr Blog. Ihre Arbeitszeit.
Da wird dann der Produktname in der Überschrift erwähnt; das schöne Produkt xyz von vorn bis hinten beleuchtet und bejubelt. Werbung vom Feinsten. Über den kostenlosen Werbeplatz freut sich der kommerzielle Kooperationspartner. Aus Dankbarkeit wird er sicher weitere Produkte schicken, so die Hoffnung.
WIEVIELE MODEBLOGS GIBT ES IN DEUTSCHLAND?
Mode- und Outfitblogs sind vielfältig, deren existieren in ganz Deutschland rund 6.000 laut einer Erhebung von Styleranking. Nicht jede Modebloggerin ist eine professionelle Medienfrau. Doch wer beim Bloggen dran bleiben will, lernt schnell, dass zum Bloggen mit der Zeit, eine Menge Arbeit hinzukommt: Crashkurse in HTML, fotografieren oder nun auch im Medienrecht.
Gerade hat die Welt am Sonntag einen Artikel zum Thema „Schleichwerbung“ in Fashionblogs veröffentlicht. Styleranking vertritt die Position, als die Gesetze zur Schleichwerbung erlassen wurden, hätte es noch keine Blogs gegeben. Das sehe ich etwas anders. Was jetzt für Blogposts gilt, galt auch immer schon für Anzeigen in Zeitschriften. Deutliche Hinweise dazu, dass es sich auf der Seite um eine Anzeige handelt. Immer rechts oben in einer Zeitschrift zu finden.
Denn so neu und scheinbar regellos die Blogwelt, so alt und klar die Werberichtlinien. Werbung ist als solche zu kennzeichnen. Und zwar am Anfang des Posts, vor dem Lesen. Auch wenn ich also so vor mich hinblogge, mit meinen zahlreichen Leserinnen, mit mir und meinem Herzen im Reinen bin, muss ich mich an einen rechtlichen Rahmen halten. Aber nicht nur das: Mitbloggerinnen können mir als Konkurrenten, sogar eine Abmahnung ins Haus schicken. So weit, so die Lage.
WAS IST MIT DER KENNZEICHNUNG VON SNAPS, TWEETS UND INSTAGRAMS?
Doch was ist mit der Kennzeichnung von Snaps, tweets und posts auf Instagram. Der Hashtag #sponsoredposts ist schnell gesetzt. Aber wenn ich etwa auf meinem Blog ein Outfit zeige, unter dem Bild die Labels anzeige, ist das ja keine Werbung, nicht gesponsort. Wenn ich auf Snapchat etwas zeige, was ich bestellt habe, dann ist das ja keine Werbung. Weitere Klärung ist offenbar nötig.
Doch mal ehrlich: was bin ich froh, dass endlich Butter bei die Fische kommt. Dass es endliche klaren Formulierungen da draußen gibt, die nachzulesen sind und an denen ich mich orientieren kann. Jede kann sich dann auch nochmal Gedanken machen, wie sie ihren „Hobbyblog“ anlegen möchte. Das ist nur fair.
SPREU TRENNT SICH VOM WEIZEN: ODER SERIÖSE MODEBLOGGERINNEN VERZICHTEN AUF SCHLEICHWERBUNG
Die Welt bezog sich in ihrem Artikel auf Umfragen bei Styleranking. Dort sind ja vor allem sehr viele jüngere Bloggerinnen versammelt. Dass Kennzeichnung von sponsored posts allerdings eher als Kavaliersdelikt betrachtet wird, hat mich sehr erstaunt. Erstaunt vor allem, weil seriöse und professionelle Modebloggerinen wie beispielsweise Ines Meyrose im Netz anders auftreten.
Ein aktuell sehr schönes Beispiel für einen gelungenen Sponsored Post findet sich bei Sabine Gimm von Bling Bling Over 50.
Doch wie es so ist: der Fisch stinkt vom Kopf und bringt eine ganze Branche in Verruf. So hat Styleranking erhoben, dass sich zwar vier von fünf Bloggerinnen bei dem Thema „Kennzeichung“ sicher fühlen. Aber nur 40 Prozent, also weniger als die Hälfte, Posts ausreichnend kennzeichnet. Selbst Styleranking findet es fragwürdig, dass Bloggerinnen meinen, die Kennzeichnung von Werbung würde ihnen Schaden. Das sind interessante Denkrichtungen.
Bei mir finden sich sowohl Advertorials als auch PR-Muster und sponsored posts. Dann gibt es noch Pressetage, die der Information dienen. Mir als Modebloggerin, genauso wie der Redakteurin der Brigitte. Nicht alles ist also gleich als Werbung anzusehen. Aber die ständige kritische Auseinandersetzung lohnt sich alle mal. Im eigenen Interesse und in dem der Leserschaft. Wer also kooperiert, bloggt nicht im Luft leeren Raum. Wer nicht sauber kennzeichnet, verhält sich nicht seriös.
Denn: „Wirtschaft ist nicht niedlich“. Auch, wenn die Fotos rosa und weiß sind. Das Motto habe ich irgendwo mal gehört; es gefällt mir gut. Ob es mir nun gefällt oder nicht: aber es gibt Neider, Konkurrenz, Preisdumping und einen Markt. An guten Tagen finde ich das gut; an schlechten Tagen weniger gut. Und die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit vielen, sympathischen Mitbloggerinnen, mit denen ich mich austausche, zu Rat und Tat. Was ich auch gut finde, ist, als Leserinnen von anderen Bloggerinnen gut behandelt zu werden.
Das heißt, eine Bloggerin ist ehrlich und verdient mein Vertrauen. „Mit dem Hobby Geld verdienen“. Davon sprach auch Styleranking. Sobald ich mit einem kommerziellen Unternehmen zusammenarbeite, verdienen ich eventuelle nebenberuflich Geld. Aber dann ist der Blog kein Hobby mehr für mich. Dann geht es um wirtschaftlichen Interessen; umso Geld verdienen.
Vor allem auch für die Kooperationspartner. „Eine Anzeige in der Vogue kostet 20.000 Euro, Blogger arbeiten für ein paar Klamotten.“ Was sagt das über uns Blogger aus? Professionalisierung tut Not?
STÖRT EUCH WERBUNG IM BLOG? WOMIT GEWINNT EIN BLOG EUER VERTRAUEN? KOMMENTARE HIER ODER AUF INSTAGARM @oceanbluestyleatmanderley.